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Informazione sulla pubblicazione:
Recensione: Legenda Latina Sanctae Clarae Virginis Assisiensis (Pubblicazioni della Bibliotheca Francescana della Chiesa Nuova in Assisi, n. 11)

 
 
 
Foto Stamm Heinz-Meinolf , Recensione: Legenda Latina Sanctae Clarae Virginis Assisiensis (Pubblicazioni della Bibliotheca Francescana della Chiesa Nuova in Assisi, n. 11), in Antonianum, 78/1 (2003) p. 393-395 .

Die Lebensbeschreibung der hl. Klara wird hier in neuer verbesserter Edition, dazu mit italienischer Übersetzung, geboten. Die Ausgabe kann sich auf 65 Handschriften stützen, 10 aus dem 13. Jh., 25 aus dem 14. Jh., 28 aus dem 15. Jh. und 2 aus dem 17. Jh., deren wichtigste Varianten in den Fußnoten aufgezeigt werden. Wegen dieser Selbstbeschränkung im Aufzeigen der Varianten möchte der Bearbeiter Giovanni Boccali nicht von kritischer Herausgabe sprechen, sondern lediglich von editio restaurata. Denn es ging ihm hier im Hinblick auf eine zahlreiche Leserschaft zwar um einen möglichst sicheren Text, gleichzeitig sollte aber die Lesbarkeit nicht durch einen zu umfangreichen kritischen Apparat behindert werden. Eine neue kritische Edition mit einem vollständigen technischen Apparat für die Spezialisten ist jedoch auch bereits ins Auge gefasst.

Die konsultierten Handschriften sind sehr unterschiedlich. Einige bringen den gesamten Text, andere nur Teile, einige sind sorgfältig gearbeitet, andere stecken voller Fehler, einige sind gut erhalten, andere weitgehend zerstört. Auch scheinen die Kopisten gelegentlich eigenmächtig in den Text eingegriffen zu haben, was dann zu zahlreichen Einzelformen geführt hat, bei einem Kopisten gleich 228 Mal. Einige Kopisten haben auch ganze Texte neu hinzugefügt. Diese nachträglichen Ergänzungen, die natürlich nicht im Text aufscheinen können, werden der Vollständigkeit wegen in der Einführung gebracht.

Der italienischen Übersetzung des Textes von Marino Bigaroni ist ebenfalls ein technischer Apparat beigefügt, in dem die Herkunft der Zitate angegeben und der Text durch nähere Erklärungen verdeutlicht wird. Für eine leichtere Zitierbarkeit und für eine gezieltere Handhabung des fast 90-seitigen Sachregisters am Schluss wurde der gesamte Text, wie bei der Hl. Schrift üblich, in «Verse» aufgeteilt.

Die Frage der Autorschaft der Legenda gestaltet sich äußerst schwierig, da keine einzige Handschrift den Verfasser nennt. In der Vergangenheit gab es drei verschiedene Positionen: die eine sprach sich für Bonaventura aus, eine andere für Thomas von Celano, während die dritte die Frage offen ließ und sich der Formel einer anonymen Verfasserschaft bediente. Heute tendieren die meisten Forscher zur Autorschaft des Thomas von Celano. Doch Giovanni Boccali weist darauf hin, dass sich in der Legenda relativ wenige Bibelzitate finden, ganz im Gegensatz zu den übrigen Schriften des Thomas von Celano. Auch ist Franziskus lediglich bei der Bekehrung der beiden Schwestern Klara und Agnes präsent und verschwindet dann in den folgenden 40 Jahren nahezu vollständig. Nie wird er mit dem bei den Brüdern üblichen Titel «unser seliger Vater Franziskus» bezeichnet. Deshalb möchte Giovanni Boccali eher an einen gelehrten Verfasser aus der römischen Kurie denken, der von Papst Innozenz IV. mit der Erstellung der Legenda beauftragt worden war.

Die Legenda wurde zwischen 1255 und 1261, d.h. zwischen der Heiligsprechung der hl. Klara und dem Tod Papst Innozenz' IV., zusammengestellt. Der Termin dürfte aber wohl näher bei 1260 liegen, da im Vorwort darauf hingewiesen wird, dass der Papst mehrmals auf die Erfüllung seines Auftrags drängen musste, was auf eine deutliche Zeitverschiebung schließen lässt, und da im 34. Kapitel von der Kirche der hl. Klara in Assisi die Rede ist, was erst ab etwa 1258/1259 möglich war.

Der inhaltliche Aufbau folgt grob dem traditionellen Schema: Jugend, Bekehrung, Ordensleben, Tod, Wunder während des Lebens und nach dem Tode. Die Lebensbeschreibung geschieht jedoch nicht streng historisch-chronologisch, sondern mehr im hagiographischen Sinne, indem spirituell zusammengehörige Ereignisse jeweils zu einheitlichen Blöcken zusammengefasst werden.

Einige Ereignisse verdienen es, besonders hervorgehoben zu werden: Klara wird von Franziskus wie die anderen Brüder in den Orden aufgenommen (wenn auch für einen anderen Ort und für eine andere Lebensweise bestimmt); Klara verspricht Franziskus, der doch für die Brüder verantwortlich ist, Gehorsam; Klara beginnt eine neue Lebensform in der Kirche; Klara belebt spirituell den ganzen neuen Orden, obwohl sie nie ihr Kloster verlassen hat; Klara schreibt eine monastische Regel für Frauen; Klara ist sich ihrer besonderen Rolle in der Kirche bewusst; Kardinäle und Prälaten verehren Klara; wie Franziskus stellt Klara ihren Orden unter den Schutz eines Kardinalprotektors; Klara hat engen Kontakt zu den Päpsten; Klara verspricht persönlich dem Papst Gehorsam; die Päpste Gregor IX. und Innozenz IV. statten Klara einen persönlichen Besuch ab; an Klara wendet sich der Papst in einem Schreiben mit der Bitte um Gebetshilfe; der Papst verfasst eigenhändig den Text für das Privileg der vollkommenen Armut; der Papst erteilt das in der Kirche einmalige Privileg der vollkommenen Armut, und sein Nachfolger bestätigt es erneut; der Papst erteilt schriftlich den Auftrag, den Text der Regel zu formulieren; der Papst bestätigt die Regel der hl. Klara, trotz des ausdrücklich untersagenden Beschlusses nur wenige Jahre zuvor durch ein ökumenisches Konzil; der Papst und die römische Kurie zelebrieren für Klara das Totenamt in der kleinen Kirche von San Damiano; der Papst und die römische Kurie ventilieren den Gedanken, Klara noch vor der Beisetzung heilig zu sprechen.

Was die spirituelle Seite betrifft, so sei auf einige besonders tiefe Aussagen hingewiesen: die biblische Haltung der Buße und Umkehr vor Gott; die Liebe zur Menschwerdung des Gottessohnes; die traute Verbindung mit der Jungfrau Maria. Zur menschlichen Seite sei genannt: Klara als kleine Pflanze des seligen Vaters Franziskus; die Spiritualität der Ehe mit dem ewigen König; die mütterliche Liebe zu den Mitschwestern und zu den Kindern; die Freude an der täglichen Handarbeit.

Die editio restaurata der Legenda, zusammen mit der italienischen Übersetzung, ist zweifelsohne ein großer Gewinn. Sie bietet einen sehr soliden und zuverlässigen Text und in den beiden kritischen Apparaten ein reiches Material zur Vertiefung der entscheidenden Stellen. Die Spezialisten warten natürlich ungeduldig auf die volle kritische Edition.



 
 
 
 
 
 
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