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Recensione: JAMES C. VANDERKAM, An Introduction to Early Judaism

 
 
 
Foto Volgger David , Recensione: JAMES C. VANDERKAM, An Introduction to Early Judaism, in Antonianum, 77/2 (2002) p. 354-356 .

Der weltbekannte Spezialist für Qumran-Schriften J.C. VanderKam veröffentlicht auf nicht mehr als 234 Seiten eine Einleitung zum Frühen Judaismus. Der Überblick betrifft die Zeit des zweiten Tempels, von 516 v. bis 70 n., also fast 600 Jahre. VanderKams großes Verdienst liegt darin, einen so langen und komplexen Zeitabschnitt der Geschichte Israels übersichtlich und verständlich dargestellt zu haben.

Das Buch gliedert sich in drei große Abschnitte. Auf den Seiten 1-52 zeichnet d.A. die Geschichte des zweiten Tempels nach. Der zentrale Abschnitt Seite 53-173 ist den wichtigsten literarischen Werken dieses Zeitraumes gewidmet. Auf den abschließenden Seiten 175-217 wagt d.A. eine Zusammenschau von historischen `Daten´ und literarischen Produkten dieser Zeit.

Der historische Abschnitt folgt der Einteilung `Persische Periode´, `Hellenistisches Zeitalter´, `Römische Periode´. Bereits ab der persischen Periode lenkt d.A. seine Aufmerksamkeit sowohl auf die Provinz Jehud wie auf die jüdische Diaspora in Ägypten und Babylonien. Die hellenistische Zeit ist gekennzeichnet einerseits durch den Einfluß der Diadochen im jüdischen Land, zuerst der Ptolemäer dann der Seleukiden, und andererseits durch eine gewisse Autonomie Judas bzw. Israels unter den Hasmonäern. Die römische Periode unterteilt d.A. in einen Frühen Abschnitt (63-37v.), in die Regierungszeit des Herodes (37v. - 4 v.) und des Archelaus (4v. – 6n.), in die Zeit direkter römischer Herrschaft (6-66n.), die erste jüdische Revolte gegen Rom (66-73n.) und schließlich den Bar-Kokhba Aufstand (132-135n.). Die Darstellung der Geschichte ist vor allem gekennzeichnet durch eine große Fülle von Fakten. Leitfaden der Darstellung ist meist das Geschichtswerk des Josephus Flavius. Hintergründe für historische Entwicklungen werden kaum thematisiert. Die jüdische Diaspora wird lose in eigenen Erzählblöcken mit der Geschichte der Provinz Jehud verknüpft.

Der bedeutendste und aufschlußreichste Abschnitt des Buches ist zweifellos die Einführung in die literarischen Werke aus der Zeit des zweiten Tempels. Nur mit Vorsicht verwendet d.A. die Einteilungskriterien `apokryph´ und `pseudepigraphisch´. Demgegenüber klassifiziert d.A. die einzelnen literarischen Werke mit Hilfe folgender Etiketten: Zu den narrativen Werken zählt er als `Geschichtsdarstellungen´ (histories) 1 Esra, 1,2 Makk und als `Erzählungen´ (tales) Tob, Jud, Susanna, 3 Makk, den Brief des Aristeas und die griechische Version von Est. Zu den Schriften, die biblische Inhalte neugestalten (rewritten scripture), zählt d.A. 1 Henoch (1-36; 72-82), den aram. Levi, das Buch der Jubiläen, die Testamente der 12 Patriarchen. Als Apokalypsen werden 1 Henoch 37-71; 83-90; 93,3-10; 91,11-17, die Sibyllinen, das Testament des Mose vorgestellt. Als Weisheitsschriften gelten das Buch Ben Sira, 1 Henoch 91-107/108, Bar und die Weisheit Salomos. Zu den Poetischen Werken gehören u.a. die Psalmen Salomos, das Gebet Manasses, das Gebet Asarjas und der Lobgesang der drei Jünglinge im Feuerofen (Dan). Der Brief des Jeremija und die Erzählungen von Daniel und dem Priester des Bel bzw. Daniel und dem Drachen (Dan 14) werden als Götzenspott (mockery of idols) gekennzeichnet. Ein eigener Abschnitt beschäftigt sich mit den Schriften von Philo von Alexandrien und Flavius Josephus. Schließlich stellt der Qumranexperte VanderKam noch die archäologischen (Schrift-) Funde von Elephantine, Qumran und Masada dar.

D. A. konzentriert sich bei seinen Einführungen zu den einzelnen Werken vor allem auf den Inhalt. Mit kurzen zusammenfassenden Beobachtungen stellt er die jeweiligen Bücher in den z.T. unsicheren zeitgeschichtlichen Kontext. Wer die Einteilungskriterien der Schriften als erste Orientierungshilfen versteht (vgl. z.B. die Einteilung der Reihe JSHRZ: Historische und legendarische Erzählungen, Unterweisungen in erzählender Form, Unterweisungen in lehrhafter Form, Poetische Schriften, Apokalypsen), wird die jeweilige Eigenart und Einzigartigkeit jeder Schrift beurteilen lernen. Besonders aufschlußreich ist der knappe Überblick zur Qumranforschung.

Im Abschlußkapitel des Buches kündigt d.A. eine Synthese an, die v.a. auf Führer, Gruppierungen und Institutionen achten werde. Der erste Unterabschnitt geht auf die Situation der Priester, der Zivilherrscher und des Sanhedrin am zweiten Tempel ein. Als Gruppierungen in Juda werden in Anlehnung an die Schriften des Josephus vor allem die Pharisäer, Sadduzäer und Essener hervorgehoben. Die Feste am Tempel werden im Anschluß an die einschlägigen Pentateuchtexte kurz angedeutet. Neben dem Tempel geht d.A. noch kurz auf die Synagoge als Institution des Judentums ein. Abschließend beurteilt Vander-Kam noch die Stellung der Schriften des zweiten Tempels in der jüdischen Gesamttradition.

Wer mit Aufmerksamkeit diese hervorragende Wegweisung und Einleitung in die Schriften des frühen Judentums gelesen hat, wird mit Gewinn die einzelnen Originalwerke studieren und vertiefen können.

 



 
 
 
 
 
 
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