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Recensione: JOSEF KNUPP, Das Mystagogieverständnis des Johannes Chrysostomus (Benediktbeurer Studien, Bd. IV); JOSIP GREGUR, Ringen um die Kirchenmusik: die cäcilianische Reform in Italien und ihre Rezeption bei den Salesianern Don Boscos (Benediktbeurer

 
 
 
Foto Stamm Heinz-Meinolf , Recensione: JOSEF KNUPP, Das Mystagogieverständnis des Johannes Chrysostomus (Benediktbeurer Studien, Bd. IV); JOSIP GREGUR, Ringen um die Kirchenmusik: die cäcilianische Reform in Italien und ihre Rezeption bei den Salesianern Don Boscos (Benediktbeurer , in Antonianum, 75/1 (2000) p. 188-191 .

Die Benediktbeurer Studien haben mit zwei wichtigen Veröffentlichungen von jungen Salesianern Don Boscos die theologische Forschung bereichert: von dem Schweizer Knupp zum Begriff der Mystagogie bei Johannes Chrysostomus und von dem Kroaten Gregur zur Kirchenmusiksreform im 19. Jahrhundert und ihrer Internalisierung bei den Salesianern Don Boscos. Die Arbeit von Knupp wurde an der Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München unter der Leitung von Prof. Reiner Kaczynski erstellt, die von Gregur am Institut für Liturgiewissenschaft, christliche Kunst und Hymnologie der Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz unter der Leitung von Prof. Philipp Hanoncourt.

Knupp gliedert sein Werk in drei Kapitel: I. Die «Mystagogie» (S. 5-34); II. Die christliche Initiation bei Johannes Chrysostomus (S. 35-233); III. Die Mystagogie des Johannes Chrysostomus und deren mögliche Bedeutung für die Gegenwart (S. 235-318). Bereits in den vorchristlichen heidnischen Mysterienkulten begleiteten Mystagogen als Führer die Mysten, die Aufnahme in die Gemeinschaft eines Kultes suchten, um diese in die jeweiligen Kultgeheimnisse einzuführen. Der Begriff «Mystagogie» lässt sich dagegen in vorchristlicher Zeit noch nicht nachweisen. Er erscheint zum ersten Male gegen Ende des 1. Jhs. zunächst bei nichtchristlichen Autoren, ein halbes Jahrhundert später dann auch bei christlichen Autoren, aber mehr im Sinne einer Glaubensunterweisung, noch nicht als Einführung in die konkreten Kulthandlungen. Als spezielle Sakramentenkatechese findet sich die Mystagogie erst gegen Ende des 4. Jhs., wie etwa bei den Kappadoziern Gregor von Nazianz und Basilius von Caesarea, in der Jerusalemer Kirche bei Cyrill und seinem Nachfolger Johannes von Jerusalem, in der Mailänder Kirche bei Ambrosius. Die Neugetauften, vor der Taufe nur allgemein auf die Initiationsfeier vorbereitet, wurden nach der Taufe in zahlreichen Katechesen eingehend vom Bischof in die Gründe des sakramentalen Geschehens eingeweiht. Ambrosius von Mailand weist ausdrücklich darauf hin, dass über die Sakramente erst gesprochen werden dürfe, nachdem die Anwärter durch die Taufe zu Gläubigen geworden seien. «Mystagogie» bedeutet hier somit die nachbaptismale vertiefende katechetische Einführung in die Mysterien der Taufe (mit dem Abschluss durch die Salbung) und der Eucharistie. Johannes Chrysostomus und Theodor von Mopsuestia hingegen erläutern den Taufbewerbern schon vor der Initiationsfeier die Liturgie der Taufe und nach der Taufe die der Eucharistie. Ihre Mystagogie ist hinsichtlich der Taufe also eine präbaptismale Katechese. Von Johannes Chrysostomus sind elf eigentliche Taufkatechesen und eine weitere Homilie mit taufkatechetischen Akzenten erhalten. Sie stammen aus der Zeit, in der Chrysostomus nach seiner Priesterweihe in Antiochien wirkte. Chrysostomus stellt den Taufbewerbern vor Augen, dass sie zu einem besseren Leben unterwegs sind, wo sie Armut, Krankheit oder ähnliches Leid und sogar den Tod nicht mehr zu fürchten brauchen. Die einzelnen Taufriten erschließen diese Wahrheit: die Riten der Vorbereitung mit der Einschreibung als Katechumenen, den Exorzismen, dem ersten Glaubensbekenntnis, der Absage an den Satan und der Zusage an Christus, der präbaptismalen Salbung und Besiegelung; die Riten der Initiationsfeier selbst mit der Salbung des ganzen Körpers, dem zweiten Glaubensbekenntnis und dem Taufakt; die Riten der Ausdeutung mit der Überreichung des weißen Kleides, der Umarmung und dem Kuss der Neugetauften durch die Gemeinde, dem Gebet der Neugetauften und dem Vaterunser. Als Abschluss der Initiationsfeier folgt die (Tauf-)Eucharistie. Während der Quadragesima führt Chrysostomus die Taufbewerber in die Bedeutung des Christwerdens ein. In der Karwoche tritt das Christsein in den Mittelpunkt der Unterweisung. So kann dieser lange Weg in der Osternacht in die sakramentale Begegnung mit Christus einmünden und damit sein Ziel erreichen. Ab dem fünften Jahrhundert verlor durch die vermehrte Kindertaufe die Mystagogie an Bedeutung, um erst im 20. Jh., allerdings in einem häufig neuen Verständnis, wiederentdeckt zu werden. Die Mystagogie des Johannes Chrysostomus als ganzheitlicher Prozess der Christwerdung ist aber identisch mit dem durch das II. Vaticanum erneuerten Katechumenat und kann dadurch eine besondere Bedeutung für die derzeitige Neuorientierung gewinnen.

Gregur teilt seine Studie in zwei Teile auf mit durchlaufender Kapitelszählung: I. Kirchenmusikreform im 19. Jahrhundert: 1. Reform in Deutschland (S. 21-48); 2. Reform in Italien (S. 49-161); 3. Cäcilianische Kriterien für Kirchenmusik (S. 162-212); II. Don Bosco, Salesianer Don Boscos und die cäcilianische Reform: 4. Johannes Bosco und Musik (S. 213-240); 5. Kirchenmusik bei Don Bosco (S. 241-313); 6. Rezeption der Reform bei den Salesianern Don Boscos (S. 314-424); 7. Zusammenfassung - Salesianer und die Reform (S. 425-428). Im 19. Jh. war es in Deutschland und noch mehr in Italien um die Kirchenmusik nicht gut bestellt. Ihre Form war weitgehend zu profan, häufig direkt opernhaft, und ihre Aufführungsqualität grenzte nicht selten an Dilettantismus, ja ans Geschmacklose. Die Ursachen lagen in der Verarmung der Kirchen und der unzureichenden Besoldung der Kirchenmusiker, im Verlust der Tradition, im mangelnden Verständnis für die wahre Rolle der Musik in der Liturgie, im Verschwinden der Kirchenchöre und in der Übernahme von verantwortlichen Musikerstellen durch ungeschulte Laien. Hier suchten die Cäcilienvereine Abhilfe zu schaffen: der 1868 in Deutschland gegründete «Allgemeine Cäcilienverein für die Länder der deutschen Zunge» und die 1880 in Italien ins Leben gerufene «Generale Associazione Italiana di S. Cecilia». Sie trugen tatsächlich erheblich zur allgemeinen Hebung des liturgischen und kirchenmusikalischen Bewusstseins, zur Sensibilisierung des Klerus für die Kirchenmusik, zur Aktivierung des Chorwesens, zur Schaffung von Ausbildungsstätten für Kirchenmusiker und zur Förderung der Orgelbewegung bei. Da Don Bosco persönlich stark der Kirchenmusik zuneigte, praktizierte auch seine Kongregation der Salesianer Don Boscos ein überdurchschnittlich reiches kirchenmusikalisches Leben mit der Jugend. Sie begab sich bewusst in die cäcilianische Pflicht. Das kirchenmusikalische Potential, das im Oratorium in Turin entwickelt wurde und vor allem an den Hochfesten zum Ausdruck kam, stand in Italien einzigartig da. Die «litterae apostolicae motu proprio datae» Papst Pius' X. von 1903 zur Kirchenmusik bereitete den Salesianern Genugtuung über ihre bisherige Vorgehensweise. Don Rua, der Nachfolger Don Boscos in der Leitung der Kongregation, sorgte mit dem Generalrat für die Maßnahmen, die für die Durchsetzung dieses «Kodex der Musica sacra» in der Kongregation notwendig waren. Don Boscos Erbe verpflichtete seine Nachfolger zu bedingungslosem Gerhorsam nicht nur gegenüber den Weisungen, sondern auch den Wünschen der Kirche, die sich für sie vor allem in den Vorgaben des Papstes äußerten.      

In den beiden Bänden ist eine Fülle von Material zusammengetragen worden. Die Übersicht bei Knupp ist allerdings drucktechnisch nur schwer durchschaubar. Das erzwingt im Text ständige Zusammenfassungen und Wiederholungen. Da auch noch das Druckbild sehr engmaschig ist, gestaltet sich die Lektüre nicht leicht. Der Grund, weshalb Knupp seine Forschungsergebnisse nicht selbst herausbringen konnte und dafür die Hilfe von A. Bodem und A. Kothgasser in Anspruch nehmen musste, wird aus dem Werk nicht deutlich. Der Autor ist offensichtlich weder krank noch verstorben, er war sogar in der Lage, selbst das Vorwort verfassen. Wozu dann die Tätigkeit von Herausgebern, denen im Vorwort zudem nicht einmal für diesen Dienst gedankt wird, geschweige, dass sie selbst irgendwo zu Wort kämen? Bei Gregur gefällt die klare und formschöne Übersicht. Auch das Druckbild, orientiert an der traditionellen Buchtype, ist sehr vorteilhaft. Die Wissenschaft wird beiden Autoren für ihren Fleiß dankbar sein.

 



 
 
 
 
 
 
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