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Recensione: ROBERT J. KARRIS OFM, The Admonitions of St. Francis: Sources and Meanings

 
 
 
Foto Wagner Maximilian , Recensione: ROBERT J. KARRIS OFM, The Admonitions of St. Francis: Sources and Meanings, in Antonianum, 75/2 (2000) p. 379-380 .

Robert J. Karris, ein Mitbruder aus der Provinz Sacred Heart (St. Louis, Missouri) – ehemaliger Generaldefinitor und Provinzialminister – hat die 28 Ermahnungen des hl. Franziskus während seines Sabbatjahrs am Franziskanischen Institut St. Bonaventure neu kommentiert und präsentiert seine Forschungsergebnisse im vorliegenden Buch. Dabei weist er bei jeder Ermahnung zunächst auf biblische Parallelstellen und Anspielungen sowie Einflüsse der benediktinisch–zisterziensischen Mönchstradition (Basiliusregel, Regel des hl. Benedikt, Regula Magistri, Bernhard von Clairvaux, u. a.), des reichen patristischen Schrifttums (vor allem Augustinus, Johannes Cassianus, Primasius, Bruno von Segni, Hrabanus Maurus, Gregor und Leo der Gr.) und der anderen franziskanischen Quellenschriften (neben Franziskus–Schriften und Biographien auch die Goldenen Worte des Ägidius von Assisi) hin. Daran schließt sich ein exegetischer Kommentar der jeweiligen Admonitio Vers für Vers an, der jeweils mit einem neuzeitlichen Bezug und Denkanstoß für die heutige Zeit abgerundet wird.

Nach dem Vorwort und Abkürzungsverzeichnis mit den Kurztiteln der verwendeten Bücher folgt eine Einleitung zu den Ermahnungen im allgemeinen (S. 1–16). Das erste Kapitel befaßt sich mit der 1. Ermahnung, die einen wertvollen theologischen Beitrag zum Eucharistieverständnis des 12. Jahrhunderts liefert (S. 17–52). Das zweite Kapitel widmet sich den Ermahnungen 2 bis 16 (S. 53–182). Das dritte Kapitel behandelt die Ermahnungen 17 bis 28 (S. 183–272). In einem vierten Kapitel folgen einige Schlußfolgerungen des Autors (S. 273–304). Ganz am Ende fügt er nochmals die eigene englische Übersetzung des lateinischen Originaltextes der Ermahnungen unverändert und zusammenhängend an (S. 305–316), jedoch graphisch ansprechender gestaltet. Diese überflüssige Doppelung hätte sich der Autor sparen und dafür den lateinischen Originaltext, auf den er sich bei seiner gründlichen Exegese ja immer wieder ausdrücklich beruft, in den vorderen Teil mitaufnehmen können. Da die lateinische Urfassung jedoch in die bis zur Unlesbarkeit reduzierten Endnoten verbannt wurde, mußte der Autor im fortlaufenden Text ständig lateinische Termini einführen, die er in ihrer z. T. unüberschaubaren Fülle (vgl. z. B. S. 65) statt in Klammern und Anführungs–zeichen besser in kursiv gesetzt hätte. Gegenüber Esser (1978) hat Karris über zwanzig weitere biblische Bezüge ausfindig gemacht, die mir z. T. aber zu konstruiert erscheinen. Die Parallele von Lk 2, 19. 51 in Adm 21, 2 und Adm 28, 3 durch Lk 8, 15 zu ersetzen, erscheint mir mehr als fragwürdig. Nicht angesprochen hat der Autor, daß das Zitat von Mt 5, 9 zu Beginn der 13. Ermahnung, nicht in allen Handschriften vorkommt und wohl erst beim Kopieren irrtümlich (von Erm 15) dorthin gelangt ist. Auch auf die Probleme der Einteilung von Erm 18, 2, die früher wohlüberlegt die 19. Erm bildete, und der Trennung von Erm 24 und 25 (trotz desselben Themas!) in Essers neuer Edition ist der Autor leider nicht eingegangen.

Das große Manko dieses Buches besteht meines Erachtens in seiner Unübersichtlichkeit. Statt der nach jedem Kapitel eingefügten Endnoten, die kaum zum Lesen einladen, hätten Fußnoten die wissenschaftliche Arbeit mit diesem Buch wesentlich erleichtert. Ein besseres Auffinden der jeweiligen Ermahnung sollten eigentlich die Kopfzeilen ermöglichen, die aber links unnötig den Titel des Buches und rechts die Bezeichnung des Kapitels (z. B. Admonitiones 2–16) angeben, anstatt die gerade besprochene Admonitio zu benennen. Gewisse Inkonsequenzen ziehen sich durch das ganze Buch: Bei der Übersetzung der einzelnen Ermahnungen wurden im vorderen Teil die Anführungszeichen bei Bibelzitaten weggelassen, am Ende des Buches dieselben hingegen ab und zu verwendet. Für die Abkürzung "cfr." hätte sich der Autor zwischen "cf." (S. 162, Endnote 64), "cfr." (S. 281 und Endnoten) und "cfr" (vgl. S. 281 f.) entscheiden sollen. In den Endnoten wurde der lateinische Text vollständig aus Esser (1978) zitiert, bei Erm 3 (S. 157, Endnote 18) und Erm 7 (S. 166, Endnote 107) aber die Bibelbelegstellen, bei Erm 28 (S. 271, Endnote 155) die Überschrift vergessen, von etwaigen Tippfehlern ganz zu schweigen (vgl. hierzu u. a. S. 260 f., Endnote 38: "hominibis" statt "hominibus"; Endnote 43: "Esser (1978)"; "Spiritus"; Endnote 49: "Cap. XXII: De correctione"; Endnote 51: "Practice").

Die in Abbreviations and Short Titles aufgeführte Literatur (S. xiii–xvi) ist bei weitem nicht vollständig und ersetzt daher kein Literaturverzeichnis. Bei der Fülle der verwendeten Bibelstellen hätte sich der besseren Übersicht wegen angeboten, Abkürzungen für dieselben zu benutzen.

Trotz dieser formalen Kritiken finde ich das Buch inhaltlich recht ansprechend, denn es öffnet dem Leser von den kurzen Ermahnungen den Blick auf weitere Horizonte. Gerade im englischen Sprachraum ist Karris der erste, der über die Ermahnungen einen so umfangreichen und fundierten Kommentar veröffentlicht hat. So bleibt zu wünschen, daß die franziskanisch gesinnten Schwestern und Brüder in diesem Buch eine Arbeitshilfe entdecken, die Ermahnungen als die "Magna Charta eines Lebens in christlicher Brüderlichkeit" und "das Hohelied der inneren Armut" (K. Esser) für sich zu erschließen und ins eigene Leben zu übersetzen.



 
 
 
 
 
 
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