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Recensione: Testi umoristici babilonesi e assiri (Testi del Vicino Oriente antico, ser. 2: Letterature mesopotamiche, n. 4), introd., trad. e note di Franco D’AGOSTINO

 
 
 
Foto Stamm Heinz-Meinolf , Recensione: Testi umoristici babilonesi e assiri (Testi del Vicino Oriente antico, ser. 2: Letterature mesopotamiche, n. 4), introd., trad. e note di Franco D’AGOSTINO , in Antonianum, 77/2 (2002) p. 383-385 .

D‘Agostino ist Forschungsbeauftragter für Assyriologie am Istituto di Studi Orientali der Universität «La Sapienza» Rom. In diesem Band hat er humoristische Erzählungen aus Babylonien und Assyrien gesammelt, übersetzt und kommentiert.

Nach einer eingehenden Einführung in den babylonisch-assyrischen Humor (S. 9-58) folgen in Übersetzung vier Texte, die ersten drei aus Babylonien Anfang des 1. Jahrtausends v.Chr., der letzte aus Assyrien zwischen dem 18. und 16. Jh. v.Chr., alle mit einem eigenen ausführlichen Kommentar und erläuternden Fußnoten versehen: «Die alte Gemüseverkäuferin und der Arzt aus Isin, oder: Die Bestrafung der Dummheit» (S. 61-78); «Arad mianguranni, oder: Humoristischer Theatertext über das Paradox» (S. 79-108); «Der Scharfsinn des Gimil-Ninurta, oder: Die Bestrafung der Überheblichkeit» (S. 109-138); «Der besserwisserische Kunde und der entnervte Wäschereibesitzer» (S. 139-148).

Um sich ein Bild machen zu können, sei ein Beispiel aufgezeigt. Es handelt sich um einen lustigen Schultext, den die Schulkinder zum Lesen und Schreiben benutzten. Es wird sogar am Ende das Datum der Niederschrift angegeben. Doch dürfte es sich dabei, wie bei allen Angaben in dem Text, wohl nur um ein stilistisches Mittel handeln, aber auf jeden Fall um einen Terminus post quem (818 v.Chr.)

Die einfache alte Gemüseverkäuferin Beltija-scharrat-Apsi in Nippur erweist sich als bei weitem intelligenter als Amel-Baba, der oberste Priester-Arzt der Göttin Gula, der Herrin des Lebens, aus der für ihre tüchtigen Priester-Ärzte bekannten Stadt Isin. Als sie diesem angeblich hochintelligenten Herrn statt auf Akkadisch vornehm im alten Sumerisch, was bei heutigen Priestern und Ärzten etwa dem Latein entsprechen würde (deshalb hier auf Latein wiedergegeben), antwortet, versteht er kein Wort. Und als sie den sumerischen Namen "Schusianna" für seine Göttin Gula nennt, kennt er nicht einmal das. So lacht sie ihn aus und schickt ihn zum Teufel.    

Ninurta-Paqidat, der Sohn des Ninurta-scha-kunna-irammu, der Enkel des Enlil-Nippur-ana-aschrischu-ter, war von einem Hund gebissen worden und begab sich nach Isin, der Stadt der Herrin des Lebens, um sich behandeln zu lassen. Amel-Baba in Isin, der oberste Priester der Gula, besucht ihn, spricht über ihn einen Zauberspruch und heilt ihn.

Da ruft Ninurta-Paqidat aus: «Enlil, der Gott Nippurs, möge dich segnen, denn du hast mich geheilt. Komm nach Nippur, meiner Stadt. Ich werde dir ein Gewand zum Überwerfen schenken, die besten Fleischstücke werde ich für dich abschneiden und dir zwei große Maß Bier zu trinken geben». Amel-Baba antwortet: «Aber wo genau muss ich in deiner Stadt Nippur hingehen?» «Komm zu meiner Stadt Nippur und geh hinein durch das Große Tor. Dann geh die Hauptstraße entlang, bis du zu einem großen Platz kommst. Da wende dich nach links zu der geraden Straße, der Nusku-und-Ninimma-Straße. Frag Beltija-scharrat-Apsi, die Tochter des Ra'im-kini-Marduk, die Enkelin des Nischu-ana-Ea-takla, die Gärtnerin des Gartens, der "Die Überfülle des Enlil» genannt wird, die dort an der Ecke der geraden Straße sitzt und Gemüse verkauft. Sie wird dir zeigen, wohin du gehen musst».

Amel-Baba aus Isin, der oberste Priester der Gula, kommt nach Nippur, geht durch das Große Tor hinein, die Hauptstraße entlang und über den großen Platz nach links zur geraden Straße, der Nusku-und-Ninimma-Straße. Er findet Beltija-scharrat-Apsi, die Tochter des Ra'im-kini-Marduk, die Enkelin des Nischu-ana-Ea-takla, die Gärtnerin des Gartens, der "Die Überfülle des Enlil" genannt wird, die dort an der Ecke der geraden Straße sitzt und Gemüse verkauft. 

Er fragt sie: «Bist du Beltija-scharrat-Apsi?» «Ita est ut dicis, Domine», antwortet sie. Amel-Baba darauf: «Warum nimmst du mich auf den Arm?» Antwortet Beltija-scharrat-Apsi: «Warum meinst du, dass ich dich auf den Arm nehme? Ich habe dir doch nur gesagt: "Ja, mein Herr"». Amel-Baba: «Ich möchte dich fragen, wo das Haus des Ninurta-Paqidat ist, des Sohnes des Ninurta-scha-kunna-irammu, des Enkels des Enlil-Nippur-ana-aschrischu-ter. Könntest du mir das sagen?» Antwortet Beltija-scharrat-Apsi: «Dominus meus nunc domi non continetur». Amel-Baba: «Warum nimmst du mich auf den Arm?» Beltija-scharrat-Apsi: «Warum meinst du, dass ich dich auf den Arm nehme? Ich habe dir doch nur gesagt: "Mein Herr ist im Moment nicht zu Hause"». Amel-Baba: «Und wo ist er hingegangen?» Beltija-scharrat-Apsi: «Ad templum Dei sui Schusianna ivit, ut sacrum perpetraret cotidianum». Amel-Baba wieder: «Warum nimmst du mich auf den Arm?» Da Beltija-scharrat-Apsi schließlich: «Warum meinst du, dass ich dich auf den Arm nehme? Ich habe dir doch nur gesagt, dass er zum Tempel seines Gottes Schusianna gegangen ist, um das tägliche Opfer darzubringen. Aber du bist der reinste Dummkopf. Die Schulkinder sollten kommen und dich mit ihren Schultafeln aus dem Großen Tor rausjagen».

Verfasst, um von den Schülern der Schriftschule vorgetragen zu werden, im Monat..., am Tag..., im ersten Jahr des Marduk-balassu-iqbi, des starken Königs, des Königs von Babylon.

An dem Beispiel wird deutlich, wie der babylonisch-assyrische Humor auf der Mitte zwischen dem Heiligen und Profanen angesiedelt ist. Man scheut sich nicht, selbst hohe Stände freundlich auf die Schüppe zu nehmen. Dagegen fehlt dem babylonisch-assyrischen Humor jede moralische oder politische Spitze. So kann die vorliegende Sammlung gerade am Beispiel des Humors einen guten Einblick in das damalige Denken gewähren.