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Revista Antonianum
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Foto Stamm Heinz-Meinolf , Recensione: LUTHERISCHER WELTBUND: ABTEILUNG FÜR THEOLOGIE UND STUDIEN: REFERAT FÜR THEOLOGIE UND KIRCHE, Rechtfertigung in den Kontexten der Welt, in Antonianum, 78/2 (2003) p. 402-404 .

Der Band, der parallel in deutscher und englischer Sprache herausgegeben wurde, enthält die Referate einer Tagung, die der Lutherische Weltbund vom 27. bis 31. Oktober 1998 in Wittenberg zum Thema «Rechtfertigung in den Kontexten der Welt» durchführte. Aus weltweit mehr als dreißig Kirchen des Lutherischen Weltbundes nahmen vor allem jüngere Professorinnen und Professoren teil. In insgesamt 37 Beiträgen wurde das Thema von den verschiedensten Seiten beleuchtet.

Es ging um Fragen wie: Was heißt Rechtfertigung in der modernen Leistungsgesellschaft? Was ist ihre Relevanz in Lateinamerika, Asien und Afrika? Worin bestehen die Herausforderungen für die Lutheranerinnen und Lutheraner in einem zunehmend säkularisierten Europa? Wie gestaltet sich die Botschaft von der Rechtfertigung angesichts der globalen Interaktionsbeziehungen? Kann heute überhaupt noch von einer absoluten Rechtfertigungslehre gesprochen werden? Steht nicht jede Rechtfertigungslehre in der konkreten Lebenswelt der Menschen? Wie kann Gerechtigkeit in der Welt gelebt werden, um glaubwürdig den Menschen ihr „Gerechtfertigt-Sein“ vor Gott zu vermitteln?

Die Beiträge ergeben kein einheitliches Bild, und erst recht münden sie nicht in ein klares, abgerundetes Ergebnis. Vielmehr leuchtet in ihnen die schier unermessliche Vielfalt der Aspekte auf, die die Rechtfertigungslehre weltweit in den verschiedenen Kontexten annimmt. So führte die Tagung zu einem außerordentlich fruchtbaren Dialog.

Einige Gedankensplitter mögen dies verdeutlichen: «Wir müssen die theologischen Überlegungen Luthers in die heutige theologische Gedankenwelt übersetzen... Die größere Herausforderung besteht darin, Luthers aus der Bibel gewonnene Grunderkenntnisse in die Sprache und die Wirklichkeit unserer säkularisierten Welt zu übersetzen» (Reinhard Höppner, Deutschland). - «Theologische Themen sind in der Erfahrung verwurzelt und müssen ständig durch Erfahrung erneuert werden... Die feministische Theologie und die Befreiungs-theologie benutzen beide die Erfahrung von Unterdrückung und Diskriminierung als Schlüssel zur Interpretation der Bibel und der Theologie» (Wanda Deifelt, Brasilien). - «Die eigentliche Herausforderung aber, vor der Kirche und Theologie angesichts der entstehenden globalen Kultur stehen, ist die Zersplitterung der globalisierten Gesellschaft und eine zunehmende Individualisierung der Religion» (Viggo Mortensen, Dänemark). - «Der Aufschwung des Internet schafft neue Ungleichheiten zwischen Inforeichen und Infoarmen. Das trifft... vor allem für den Süden zu, wo es an der minimalen technischen Ausstattung fehlt und dadurch Millionen von Menschen marginalisiert werden» (Ignacio Ramonet, Frankreich). -

«Die „Gemeinsame Erklärung“ von Lutheranern und Katholiken nimmt als ihren Ausgangspunkt den ursprünglichen Kontext der Lehre. Die Frage lautet, ob Gnade und gute Werke miteinander in Einklang zu bringen sind... Um die Lehre zum Leben zu erwecken, muss sie mit den wirklichen Anliegen der Menschen in Beziehung gesetzt werden» (Cristina Grenholm, Schweden). - «Die christliche Lehre von der Rechtfertigung ist ein prophetischer Aufruf zur Erinnerung und zur Umkehr zu Gottes Gerechtigkeit... Rechtfertigung als solche ist die Kraft der göttlichen Bestimmung, Gottes in die Welt gekommene Heilsmission» (David L. Tiede, USA). -

«Kirchen, Theologie und Religion sollten die wirtschaftliche Notlage der Mehrheit der Südafrikaner zum status confessionis erheben. Ein klares Bekenntnis ihrerseits würde helfen, die wirtschaftliche Ausbeutung und Verarmung der Menschen theologisch als Sünde und Häresie und anthropologisch zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu erklären» (Ramathate T. H. Dolamo, Südafrika). - «Wir stimmen mit Luther darin überein, dass Gottes Handeln in Jesus ein Sieg war über Tyrannen wie Tod, Gesetz, Sünde und Zorn Gottes, doch kommen zu dieser Liste von bösen Mächten noch weitere hinzu, die die Menschen in Afrika besonders treffen, wie Hunger, Armut und übernatürliche, sozioökonomische und soziopolitische Übel. Keine noch so beschränkten Lebensbedingungen und kein noch so ambivalentes Leben können dem befreienden Handeln Gottes widerstehen» (Joseph Ngah, Kamerun). -

«Luther versteht Gottes Handeln an den Menschen anderer Glaubensrichtungen als Gottes Tun zur Linken, während Gottes Handeln an den Christen als Gottes Tun zur Rechten bezeichnet wird... Es bedarf also eines Umarbeitens unserer theologischen Konzepte, um Gottes Handeln in anderen Religionen angemessen würdigen zu können» (Gnana Robinson, Indien). - «Wir empfinden auch eine starke Skepsis, ja sogar ein Misstrauen gegenüber dem Beharren darauf, dass Rechtfertigung bedeute, dass wir uns einfach ausruhen dürfen und nichts zu tun brauchen. Dies wäre jedenfalls, wenn wir es in den Kontexten unserer Länder sagen oder auch nur denken würden, eine derartige Lieblosigkeit und Menschenverachtung, dass es nur noch als gröbster Zynismus gelten könnte» (Arturo Blatezky, Argentinien). «Wie können wir sagen, dass Gott, dass die ultimative Realität, uns sola gratia, sola fide, solus Christus begegnet, und uns dann aber umdrehen und den Menschen verkündigen: "... In dieser Welt zählen nur die Regeln, die die Reichen und Mächtigen aufstellen". Nein, das überzeugt nicht» (Robert A. Kelly, Kanada). -

«Trotz der Rechtfertigung aus Glauben durch die Gnade Gottes: Die Verweigerung der Frauenordination in einigen lutherischen Kirchen und in vielen Denominationen zeigt, welche Rolle die Kultur in der Diskriminierung von Frauen spielt» (Gloria Kwashi, Nigeria). - «Ich wurde geboren als dritte Tochter eines Pfarrers, aus eigenen Stücken vom Hinduismus konvertiert, einer Kaste zugehörig, die den Ruf hat, weibliche Babys zu töten, wenn es zu viele davon gibt... Vielleicht hat mich der neue Glaube meines Vaters gerettet vor diesem schrecklichen Unglück. Ich weiß nicht genau, habe ich aus Gnade allein überlebt?» (Priscilla Singh, Indien).

Die Lektüre des Bandes zwingt dazu, die Alleingültigkeit der traditionellen Rechtfertigungslehre in Frage zu stellen und sich auf das Wagnis einer je nach soziokulturellem, sozioökonomischem und soziopolitischem Kontext verschieden gearteten Rechtfertigungslehre einzulassen. Der hier angestoßene Dialog wird sich zudem nicht nur auf die lutherischen Kirchen beschränken können. Er wird auch die anderen Kirchen, besonders die katholische, mit einschließen müssen.


 
 
 
 
 
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