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Recensione: Guiseppe Scarpat, Libro della Sapienza. Testo, traduzione e commento

 
 
 
Foto Volgger David , Recensione: Guiseppe Scarpat, Libro della Sapienza. Testo, traduzione e commento , in Antonianum, 75/3 (2000) p. 761-763 .

Mit dem dritten Band des Kommentars zum Buch der Weisheit beendet Scarpat seine zehnjährige Editionsarbeit. Der erste Band erschien im Jahre 1989, der zweite im Jahre 1996. Die Arbeiten zu diesem Kommentar begannen noch einmal gut dreißig Jahre früher, so daß die letzten zehn Jahre im wesentlichen der Redaktion, Integration und Abstimmung des erarbeiteten `Rohmaterials´ dienten. Natürlich war der Altphilologe und Senecaexperte Scarpat nicht dreißig Jahre rund um die Uhr mit der Kommentierung von Weish beschäftigt. Er widmete dieser Aufgabe jährlich jeweils ein Monat. Nach gut vierzig Jahren darf Scarpat mit Stolz auf sein dreibändiges Werk hinweisen, das in der Interpretation der Weisheit Salomos ein Markenstein für die weiteren Jahrzehnte bleiben wird. Nicht jedem Interpreten des biblischen Weisheitsbuches ist es gegönnt, einen so umfangreichen und gelungenen Kommentar der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Ein weiterer Experte zum Weisheitsbuch, der Franzose C. Larcher, durfte das Erscheinen seines dreibändigen Kommentars nicht mehr erleben. Sein Werk `Le Livre de la Sagesse ou la Sagesse de Salomon I-III´ wurde posthum 1983-1985 veröffentlicht, parallel zum Endpunkt der Erarbeitungsphase des Weish-Kommentars durch Scarpat. Von daher versteht es sich auch, daß Scarpat seinen Kommentar als Parallelwerk zu Larcher versteht.

Der Aufbau des Kommentars von Scarpat ist einfach und übersichtlich. Der erste Band enthält eine kurze Einleitung. Der dritte Band, der die Kapitel 13-19 von Weish kommentiert, setzt diese voraus und eröffnet sofort mit Kapitel 13. Jedes Kapitel wird für sich einzeln besprochen, auch wenn thematische Zusammenhänge über Kapitelgrenzen hinweg geltend gemacht werden könnten (z.B. 13,1-15,19: Einschaltung zum Götzendienst). Zur Eröffnung eines jeden Kapitels werden zentrale Themen, Schwerpunkte des Kapitels herausgegriffen und im Kontext v.a. der hellenistischen Umwelt gedeutet. Dabei strebt Scarpat keine Vollständigkeit der Themen an. Diese thematischen Abschnitte zeichnen sich durch ihre präzisen und umsichtigen Interpretationen aus. Sie geben gleichsam eine thematisch geordnete Synthese der Textexegese wider. Der Altphilologe Scarpat versteht es, in einer verständlichen und zugänglichen Art, die Texte des Weisheitsbuches auf dem Hintergrund der hellenistischen Traditionen darzustellen. Hellenismus bedeutet dabei zunächst griechisch-sprechende bzw. -schreibende Kultur. Zum besseren Verständnis bezieht Scarpat auch die lateinisch-sprechende Interpreation dieser Kultur in seine Erläuterungen mit ein. Dabei sind die Unterscheidungen Heidentum, Judentum oder Christentum von sekundärer Bedeutung, da ja alle diese Gruppen an der griechischen bzw. lateinischen Kultur Anteil haben.

Auf die thematischen Einzelabschnitte zu Beginn eines jeden Kapitels folgt der griechische Text mit italienischer Übersetzung. Die textkritischen Differenzen zwischen Ziegler (Rahlfs) und Scarpat sind auf Seite 14 in einer Tabelle zusammengefaßt. Die italienische Übersetzung ist dabei ein klares `Bekenntnis´ zum Verständnis des Textes und fungiert somit als Zusammenfassung des Kommentars zu den Einzelversen.

Unmittelbar an den griechischen und italienischen Text schließt der detaillierte Kommentar des griechischen Textes an. Kommentiert werden dabei Einzelworte bis Wortphrasen. Besondere Rücksicht wird auf Wort- und Textparallelen in Weish und LXX gelegt. Scarpat läßt keinen Zweifel daran, daß der Autor von Weish zunächst am `Griechischen/Hellenistischen´ der jüdischen Bibel gemessen werden muß. Da Scarpat davon ausgeht, daß die Weish in Alexandria nach den jüdischen Verfolgungen unter Caligula geschrieben wurde, erweisen sich die Texte des griechisch-schreibenden Juden Philo von Alexandrien als besonders geeignet für den Textvergleich. Auch die neutestamentlichen Schriften, wohl schon von Beginn an griechisch abgefaßt, fungieren als weitere Vergleichsquellen. Dabei scheut sich Scarpat - gegenüber z.B. N. Walter - von einer Abhängigkeit der neutestamentlichen Schriften von Weisheit zu sprechen. Diesem griechischen Gesicht jüdischer, christlicher Traditionen fügt Scarpat mit höchster Brillianz und Umsicht die relevante, genuin griechische Tradition und deren lateinische Neuinterpretation auf dem Hintergrund `römischer´ Traditionen hinzu. Wenn Scarpat in seiner Einleitung (S. 8) darauf verweist, daß sich die philosophischen Schulen (Stoizismus, Epikurismus, Zynismus, Skeptizismus) in Schulen der praktischen Lebensbewältigung transformieren, dann ist schon fast alles gewonnen, um von einem übertriebenen Klassifizierungswahn philosophischer Gedanken abzurücken und zu einem adäquaten Verständnis der Vorgänge in der Zeit des Hellenismus zu kommen.

Wenn die griechische Sprachgestalt für das Buch der Weish zwar von zentraler Bedeutung ist, so fügt Scarpat dennoch die Übersetzung der Vetus Latina samt Kommentar (331-384) hinzu und deutet damit das neue Gesicht der lateinischen Kultur an.

Am Ende des Buches finden sich noch zahlreiche Indizes. Zunächst wird die Bibliographie des ersten Bandes (S. 31-41) um einige Titel angereichert. Freilich reicht der Umfang der Bibliographie nicht an die von G. de Carlo ergänzte Bibliographie M. Gilberts heran (M. Gilbert (S.J.), Studi sul Libro della Sapienza. Aggiornamento bibliografico ed edizione a cura di G. de Carlo, ofm cap., Bologna 1994). Die Indizes zu den erklärten griechischen (S. 385-395) und lateinischen Worten und Phrasen (S. 396-398) beziehen sich auf alle drei Bände. Dies gilt auch für die Indizes zu den zitierten Textpassagen (S. 399-461). Dabei geht Scarpat wohl von `neueren´ Einteilungskriterien aus: Zunächst bezieht er sich auf die Biblica Hebraica und meint damit die griechischen Schriften in der Anordnung einer hebräischen Bibel, wie sie z.B. die BHS bietet. Sodann geht er auf Auctores Hebraici et Judaici Hellenistici über. Zu dieser Gruppe zählt er Schriften der LXX (Baruch, 1 / 2 Makk, ...) und Autoren wie Flavius Josephus, ... Als nächstes folgen die Schriften des NT. Darauf wird der Stellenregister in christliche und `heidnische´ Autoren unterteilt, ohne auf deren Sprache, Griechisch oder Latein, Rücksicht zu nehmen.

Es ist unmöglich, den Kommentar von Scarpat im einzelnen zu beurteilen. Dies bleibt der intensiven und detaillierten Arbeit mit dem Kommentar vorbehalten. Dennoch darf jetzt schon dieses Werk zu den unverzichtbaren Hilfsmitteln der Erschließung der Textwelt der Weisheit Salomos gezählt werden. Dies gilt auch dann noch, wenn man von der Datierung der Weish in die Zeit Caligolas oder später nicht restlos überzeugt ist.

Einiges konnte im Kommentar nicht geleistet werden, wie Scarpat selber anmerkt. Dazu gehören die Fragen nach Einheitlichkeit des Textes, nach der Anzahl der Autoren. Ebenso wäre eine Gliederung des Textes bzw. eine exakte Nachzeichnung des Argumentationsvorgangs eine große Lesehilfe. Zum Schluß bleibt noch eine Frage: Scarpat spricht von der Kopräsenz der griechischen und jüdischen Welt im Buch der Weisheit, wobei der Autor der Weih von der Überlegenheit seiner Religion, seines Glaubens, überzeugt ist (Band 3, S. 8 und Einleitung zu Band 1, S. 8). Bedeutet dies, daß der Autor der Weish trotz oder vielmehr wegen seiner Glaubensüberzeugung eine versöhnte Kopräsenz dieser zwei `Welten´ in sich errungen und allen Menschen anzubieten hat?

 



 
 
 
 
 
 
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